Heute ist der Tag nach dem Weltfrauentag.
Ganz ehrlich - ich liebe den Weltfrauentag. Schliesslich geht es dabei um uns Frauen und um Gleichberechtigung. Ausserdem darum, dass wir genauso wichtig sind wie Männer. Wir erinnern uns daran, dass wir Frauen für unsere Gleichberechtigung kämpfen müssen und dass dieser Kampf noch lange nicht vorbei ist. Soweit stimme ich dem Zweck dieses Tages also voll und ganz zu.
Womit ich ein Problem habe ist die Definition der Gleichberechtigung, die in vielen Artikeln gestern beschrieben wurden. So schreibt zum Beispiel der Tagesanzeiger:
"Kinder lernen früh, dass es zwei Sorten Menschen gibt. Ihre Eltern weisen sie darauf hin, indem sie sagen: " Sag der Frau Danke." oder "Frag den Mann ob du den Hund streicheln darfst." Irgendwann wird ihnen auch erklärt, dass Mädchen und Buben zwar unterschiedlich, aber dennoch ebenbürtig seien. Genauso früh lernen Kinder, dass sie heissen wie ihr Vater. Und die überwältigende Mehrheit ihrer Gspäändli auch.....
Mit der Schlussfolgerung am Ende des Absatzes: "Kinder können daraus nur schliessen: Papi ist wichtiger als Mami"
Ich sehe mich als bodenständige aber starke Frau, die mit beiden Füssen im Leben steht. Gestern fühlte ich mich beim Lesen dieser Artikel aber gar nicht so. Schande über mich, denn ich bin eine dieser Frauen, die den Namen ihres Mannes nach der Hochzeit einfach annahm. Entschuldigt liebe Frauen, aber es ärgert mich, dass wir uns mit solchen Banalitäten herumschlagen. Das ist eine persönliche Entscheidung, die nichts mit meiner Rolle als Frau zu tun hat. Ich habe mich noch nie über den Namen definiert sondern über meine Taten. Auch habe ich noch nie über meinen Namen oder mein Geschlecht Respekt erhalten sondern nur über meine Erfolge oder mein Verhalten. Und überhaupt, ist es wirklich das Kind, dass so weit schlussfolgern kann? Ich bezweifle das stark.
Weiter im Text unter dem Titel: Frauen wo ist euer Stolz?
"7 von 10 Bräuten in der Schweiz nehmen den Namen des Gatten an, ein Fünftel aller Frauen hat kein eigenes Einkommen."
Vernichtende Argumente? Ja genau so fühlt sich das für viele Frauen an. VERNICHTEND, so etwas zu lesen. Wir Frauen machen uns gegenseitig Vorwürfe für Entscheidungen im Leben, die der Frauenbewegung schaden könnten. Dabei ist es genau das, was der Bewegung schadet. Wir sehen uns nicht als Individuen, die gleichberechtigt Entscheidungen fällen. Gleichzeitig fehlt uns die Grösse, eine andere Form der Definition von Leistung und Verantwortung anzuerkennen, als Geld. Wieso definieren wir uns im Leben nur über Einkommen oder Geld. Wenn sich eine Frau aktiv entscheidet als Hausfrau für Ihre Kinder da zu sein und deshalb kein Einkommen hat, wieso sollte das schlecht sein? Die Verantwortung dieser Frau ist mit Sicherheit gleichzusetzen mit der Verantwortung ihres Mannes, der das Geld nach Hause bringt.
Ich bin überzeugt, dass wir Frauen nur Gleichberechtigung erlangen, wenn wir unsere Energie an den richtigen Orten einsetzen. Anstatt Frauen zu diskriminieren, die sich für die Familie und gegen eine Karriere in der Wirtschaft entscheiden, sollten wir den Frauen den Weg ebnen, die Karriere machen wollen. Uns gegenseitig Mut zusprechen und die Lohnerhöhung verlangen, die wir verdient haben. Aktiv Unterstützung den Frauen bieten, die im Büro nicht weiterkommen, weil sie diskriminiert werden. Wenn wir mehr Frauen in den Führungsebenen wollen, sollten wir uns nicht auf Frauenquoten ausruhen sondern unsere Arbeitsqualität auf den Markt bringen. Mit Selbstvertrauen auftreten und sich gegenseitig motivieren. Wir Frauen bewundern uns nicht gegenseitig sondern stehen uns gegenseitig auf den Füssen. Sind es doch diese Dinge, die wir ins Bewusstsein holen müssen. Lasst uns nicht über Banalitäten diskutieren, die jeder für sich persönlich entscheidet, sondern wirklich etwas verändern.
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