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  • Autorenbild.Saturday

Lieber Spatz

"Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach" - Wer kennt das Sprichwort nicht? Wenn mir das jemand sagte, hatte ich immer das Gefühl ich habe mich mit dem geringeren Wert zufrieden gegeben. Dabei werden wir doch alle seit Klein auf motiviert, nach Grossem zu eifern. Wieso also zufrieden sein mit dem Spatz in der Hand?

Als ich dieses Bild schoss ist mir das Sprichwort direkt in den Sinn gekommen und ich musste mir eingestehen, was für ein unterschätztes Tier der Spatz doch ist. Übrigens hast du mal versucht einen Spatz in die Hand zu locken? Das ist nahezu unmöglich. Aber klammern wir das mal aus. Der Spatz wird als Gleichnis verwendet gegen die unerreichbare Taube. Anstatt sich hohe Ziele zu stecken, soll man mit dem zufrieden sein, was man hat. Automatisch regen wir damit zum vergleichen an. Vergleichen mit den Menschen, die von Aussen betrachtet scheinbar die Taube auf dem Dach haben. Was wenn der Spatz aber gar nicht mit der Taube vergleichbar ist? Was wenn der Spatz einfach ein anderer Weg ist, der genauso gut und erfolgsversprechend sein kann und nebenbei bedacht auch genauso schwer zu erreichen ist. Ich habe mir oft Ziele im Leben gesetzt, die ich dann nicht erreicht habe. Einen Job, den ich unbedingt wollte, eine heimliche Liebe, ein bestimmtes Studium oder eine Wohnung mitten im Stadtzentrum. In diesem Moment fühlt es sich an wie versagen. Schaue ich aber im Nachhinein zurück, erkenne ich das es genauso richtig war. Das gesteckte Ziel hätte andere Türen verschlossen, die mir heute sehr viel wichtiger sind. Wenn wir also zurück kommen auf den lieben Spatz, stelle ich mir gerne vor wie er den Krümeln nach hüpft und kann mich überraschend gut mit ihm identifizieren. Manchmal fühlen sich meine Lebensschritte an wie kleine Krümmel am Boden, die keine grosse Relevanz haben. Dennoch versuche ich mich immer daran zu erinnern, dass diese Krümmel mich leiten und mein Leben aufregend machen. Ich lerne täglich etwas neues dazu, stelle mich neuen Herausforderungen im Kleinen und erreiche Schritt für Schritt Ziele, die ich mir gar nicht vorstellen und somit auch nicht setzen konnte. Ich erkenne, dass ich gar nicht den Spatz in der Hand halte sondern selbst wie ein Spatz bin und meinen Weg gehe. Genauso wie die Taube ihren Weg geht.


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